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Warum 30 Jahre älter mal kein Grund für nix ist …

Da hat mich doch heute morgen ein 78-jähriger toller Mann unter die Sonne der Gewissheit geführt. Wir bewegen uns also nicht weniger, weil wir älter werden, sondern wir werden alt, weil wir uns weniger bewegen.

Heute morgen stand in meinem Trainingsplan, dass ich auf das Rennrad sollte. Wenn heute in der Früh, gegen 6 Uhr, mir jemand die Außenheizung incl. Sitzheizung auf meinem Rennrad angemacht hätte, na dann wäre das ja gar kein Thema gewesen. ABER bei 6 Grad und Wind habe ich gekniffen …

Und weil es kein Zufälle im Leben gibt, war das mal wieder eine feine Entscheidung.

So bin ich ins Studio gefahren und habe mich seit ewiger Zeit mal wieder auf einen Crosstrainer gestellt. Neben mir eine älterer Herr mit einer bombastischen Figur. Ich dachte nur, so will ich auch mal aussehen, wenn ich Ende 60 bin.

Ich setze meine Kopfhörer auf und wollte dabei ganz entspannt „dem Vater meiner zukünftigen Kinder“ lauschen – Richard David Precht. Okay, dass mit den Kindern war ein Scherz. Obwohl … 😉

Da mein Crosstrainer noch im Schlafmodus war und nicht aufwachen wollte, half mir der besagte Herr neben mir.

Und was daraus wurde, war ein inspirierendes und mutmachendes Gespräch mit einem Herren, der 30 Jahre älter ist als ich und fit wie 1000 Turnschuhe.

Das war nicht immer so. 1999 sagte sein damaliger Hausarzt, dass die Hüften nacheinander operiert werden müssten. Und das er kürzer treten müsse. Seine Diabetes und Schmerzen ihn nun den Rest seines Lebens begleiten werden. Und natürlich Blutdrucktabletten.

Ein Zitat von Albert Einstein fiel ihm damals wohl zur richtigen Zeit vor die Augen und ins Hirn.

Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.

… und er ergänzte heute morgen:

„Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise UND niemals mit dem gleichen Verhalten lösen, durch die sie entstanden sind.“

Dann machte er alles anders. Lebt seit dem weitgehend vegan UND roh und fast ohne jede Art Zucker. Die Wildkräuter in seinem Garten mäht er nicht mehr ab, sondern er isst sie. Einfach so. Und er bekann mit Bewegung. Mit Sport.

Heute wiegt er 20 kg weniger. Einen Hausarzt hat er nicht. Schmerzen kennt er nicht mehr. Und an beiden Hüften wurde nicht rumgeschnippelt. Diabetes kennt er nur noch von seinem gleichaltrigen Umfeld, die zum Teil schon „weggestorben“ sind.

„Die alten Säcke“, so meinte er fröhlich heute morgen und strahlte. Mit einer Anmut, die überwältigend für mich war.

NEIN, wir müssen nicht hinnehmen, dass wir mit 50, oder auch schon eher, krank sind und Schmerzen haben. Herz- und Kreislauf.
Als Entschuldigung für eigenes Nichtwollen, unsere Unfähigkeit, sagen wir uns, dass dies nun mal so ist, wenn es dort und dort weh tut. Er lächelte.

Wir finden die Ausreden, die uns in der wohltuenden Opferrolle belassen.

Und dabei essen wir die gleiche Scheiße, die uns krank macht und tun denselben Mist wie eh und je und wundern uns, warum sich nichts ändert.

Nicht, dass ich nicht wüsste, worum es wirklich geht. War doch auch bei mir alles mal ganz anders.

Und es geht. Veränderung. Wenn wir endlich die Verantwortung für uns übernehmen können. So seine Worte, bevor wir uns nach einer Stunde Crosstrainer freuten, dass wir uns begegnet sind.

Innerlich tief befriedigt und voller Energie machte ich mich auf den Weg ins Schwimmbad, um für 2.300 m meine Bahnen zu ziehen. Und wie gut, dass ich heute nicht auf dem Rad war.

Dankbar. Wie so oft. Wenn Menschen meinen Weg kreuzen.

Bildschirmfoto 2015-07-06 um 19.26.28

6 Kommentare

  1. Hallo Astrid,
    wunderschöne Lebenserfahrung die du an dem Tag gemacht hast !!
    Sollte zu denken geben, was wir Essen, trinken Antibiotika wir nehmen..
    Alter ist nur eine Zahl absolut irrelevant, solange man sich gut fühlt, jung und gesund kann es egal sein ob man 50 Jahre ist, 90, oder gar 20.
    Hoffe es bleibt Ihnen immer in Gedanken, denn alles ist Kopfsache
    LG
    Franz G.

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    • Hallo Franz,
      Deine Worte treffen es im Kern. Wenn wir achtsam und dankbar mir unserem Körper umgehen, dann kann so viel mehr gelingen. Und dennoch ist es nicht so einfach. Ein weites Feld zu hinterfragen, warum wir wie kompensieren. So wird wohl unser Leben immer eine Reise bleiben. Und solange wir das Steuer in der Hand behalten, weisen solche Begegnungen, wie ich sie hatte, immer mal wieder einen Blick auf die Seekarte meines Lebens. Wo es hingehen kann. Und das fast alles möglich ist.
      Danke für die Worte.
      Liebe Grüße
      Astrid

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      • Wunderschön geschrieben !!
        Auf der Reise sein muss ja nicht immer gleich schlecht sein, aber wie Du es gesagt hast, wenn man das Steuer anderen gibt ( Freunden, Alkohol..) wird man nie den richtigen Weg bereisen. Den kann man nur alleine fahren (mit einem Partner geht das auch).
        „Und das fast alles möglich ist“ Das beste was ich heute gelesen habe !
        Liebe GRüße

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        • Deine Worte finde ich sehr treffend. Vor allem, wenn man das Steuer des Schiffes oder den
          Schlüssel des eigenen Hauses abgibt … Wir dürfen ihn mal verlegen und dann wiederfinden! Dann ist die Freude groß, dass der Schlüssel wieder da ofer das Steuer wieder greifbar ist. UND mit Partner ist es noch viel schöner.
          Liebe Grüße aus dem regnerisch kühlen und klaren Berlin
          Astrid

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