Und noch 9 Wochen bis zum 43. Berlin-Marathon. 42,195 km und ein Ziel. Durch das Brandenburger Tor laufen und dann noch 200 m. Im Zeitalter der Verkehrsmittel schon schräg. Oder?
„Eigentlich“ ist ja eigentlich ein Unwort. Und eigentlich wollte ich dieses Jahr den Berlin-Marathon nicht laufen. Ich war lange verletzt. Und das war richtig Scheiße.
Dann wollte ich mal nach Laufschuhen schauen. Und es hat mich wieder ergriffen. Das Gefühl und der Wunsch in diesem Jahr doch wieder an den Start zu gehen.
Oder wenigstens die Vorstellung davon.
Die Bilder im Kopf, das fast Unmögliche zu schaffen.
Was genau ist das, was mich fasziniert, am 25.09. mit den anderen 40.000 Verrückten am Start zu stehen. Und nur ein Ziel im Kopf. 42,195 km laufend zu erleben. UND das 6. Mal auf der Zielgeraden „Unter den Linden“ das Brandenburger Tor vor Augen zu haben …
Ein kaum in Worte zu fassendes Gefühl.
Okay, von den ca. 40 km zwischen Start und Zielgerade blende ich heute noch 30 km aus. So ein Marathon ist einfach mal 30 km zu lang. 🙂
Aber es wäre ja nicht so ein unfassbares Erleben, wenn es nicht die volle Distanz ist.
Kürzer kann ja jeder.
Gestern war ich 19 km laufend um den Grundewaldsee unterwegs. Da bin ich schon fast besser vorbereitet, als die letzten beiden Jahre.
Während ich so lief (und das noch viel zu langsam) kam ich wieder in diesen Flow, nicht aufhören zu wollen. Einfach weiter zu laufen. Nach einigen Kilometern stellte sich bei mir ein Hochgefühl ein, das ich immer mal wieder an Tagen 100%-er Rohkost erlebe. Eine Art innere Stille. Ein Raum, in dem ich zu mir finden kann.
Vielleicht begebe ich mich deswegen immer wieder auf diese unbekannte Reise. Es musste etwas geben, was befreiender war, als immer wieder die eh schon bekannten Wege auszutreten, etwas nicht zu tun. Und den Sack voller Ausreden parat zu haben.
Im Gespräch mit einer sehr guten Freundin und durch die Inspiration von Bodo Janssens Buch „Die Stille Revolution“ stelle ich mir im Moment immer wieder die Frage:
Kann ich mich selbst führen? Und was bedeutet das?
– Warum bin ich hier?
– Was erfüllt mich? Und was begeistert mich, dass mir vor Rührung die Tränen kommen?
Und wenn mich was begeistert, kann ich mich selbst so führen, dass ich fast alles erreichen kann, was ich mir nur denken kann?
Ich habe eine leise Ahnung davon, dass die Klärung der Frage, ob ich mich selbst führen kann, sehr viel und vielleicht ausschließlich etwas damit zu tun hat, ob ich in der Lage bin, Sinnhaftigkeit in meinem Tun zu erleben.
Und das beim Marathonlauf über 42,195 km? Gute Frage.
Mehr und vor allem in der Vorbereitung. In Kontakt zu mir zu bleiben. Mich bewegend zu erleben. Das ist ein großartiges Gefühl. Und das war mal anders.
In Demut und Dankbarkeit empfinde ich heute mal wieder, mich auf den Marathon vorzubereiten. Einen tiefen Sinn darin zu erleben, wenn ich dabei viele Jahre zurück schaue.
Die Orientierung an diesem Sinn ist allgegenwärtig und damit unbegrenzt. Durch den mir bewusstgewordenen Sinn entsteht diese unglaubliche Energie.
Das bedeutet es vielleicht, mich selbst zu führen.
Ob ich dann letztendlich am 25.09. so fit bin, um an den Start zu gehen, dass entscheide ich an diesem Tag. 😉
Gibt es wichtigeres im Leben? Gibt es.
Gibt es Menschen, die in der heutigen Zeit andere Probleme und Sorgen zu lösen haben? Gibt es.
Gibt es in diese Tagen andere Dinge, die die Welt bewegen? Gibt es.
Und eine Frage lässt mich in diesem Zusammenhang gar nicht mehr los:
Habe ich heute alles dafür getan, um meinem Kind und meinen Enkelkindern die richtigen Geschichten erzählen zu können? Welche Bedeutung möchte ich meinem Leben geben?
Leben ist Veränderung. Spürbar.
Nachdenklich und euphorisch.
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