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Warum man scheinbar doch 5 Jahre zur Therapie laufen muss …

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Ich habe es noch nie verstanden, warum Menschen 5 Jahre zur Psychotherapie laufen. Jedes mal im Sumpf der eigenen Vergangenheit versinken und sich noch nicht mal wundern, aus welchem Grund der ganze Scheiß nicht besser wird.

Okay, die Krankenkasse zahlt.

Mal ganz nebenbei wären die Wartezeiten auf Psychotharapie wahrscheinlich nicht halb so lang, wenn die Krankenkassen nach Besserung bezahlen würden. Und sehr gute Gesprächspsychotherapeuten könnten sich vor Zulauf möglicherweise kaum retten. 😉 Wenn wir die Verantwortung für uns selbst in die Hand nehmen.

Es gibt, wie immer, auch Ausnahmen. Ich weiß.

Also.

Heute Morgen war ich seit sehr langer Zeit endlich mal wieder am Berliner Grunewaldsee.

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Unser Hündin haben wir seit Oktober 2010. Sie ist ein wahrer Familienhund und hört – meist sehr gut – auf den Namen JASO.

Ihr vollständiger Name ist „Jasodhara von der hohen Würde of the stained Spirit“.

Als Jaso ein halbes Jahr als war (Anfang Januar 2011) habe ich versucht sie zu ertränken.

Nein, natürlich nicht. Ich war an einem kalten Wintertag im besagten Januar 2011 mit ihr laufend unterwegs.

Ohne Leine natürlich. Weil in Berlin verboten … 😉

Das Foto ist leider nicht mir. ;-)

Das Foto ist leider nicht von mir. 😉

Während ich um einen kleinen See im Stadtbezirk Pankow lief, brach Jaso auf dem nur leicht zugefrorenen See ein. 😮

Ein beherzter Spaziergänger bemerkte es. Ich nicht. Scheinbar war ich in einen kurzen Winterschlaf gefallen. Dieser Mann rettete ihr wahrscheinlich das Leben. <3

Wie beim Menschen auch, Jaso war ab sofort im wahrsten Sinne des Wortes traumatisiert. Von Stund an mied sie Wasser, wo es nur ging:

  • bei Regen wollte sie am liebsten zwischen den Tropfen laufen oder gar nicht raus
  • jede Pütze übersprang sie
  • im Sommer konnte sie nichts und niemand bewegen, ins Wasser zu gehen
  • ließ sie sich doch einmal locken, war am nächsten Tag alles beim Alten
  • abduschen (wenn nötig) ging lange Zeit nur zu zweit, dann nur durch viel Vertrauen

Und heute morgen? Nach fünf Jahren?

Ich traute meinen Augen nicht.

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…….

Als wenn nie was gewesen wäre. Völlig ausgewechselt. Und mutig.

Nicht, daß sie über Nacht vertauscht wurde. Aber nein. Krass. 😉

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………

Und zu guter Letzt glaubte sie es selbst kaum. Sie sah sich im Wasser an und schien sich zu fragen:

„Habe ich mich das wirklich getraut? War ich das?“.

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……..

Das nenne ich mal Selbstwirksamkeitserfahrung. Hunde sind uns wohl doch ähnlicher, als wir manchmal glauben.

Und nun?

Ich hatte einen tropfnassen, sandigen Hund. Und eine lila, nicht wasserabweisende Plüschdecke im Auto. Tolle Sache.

Es kann doch kein Mensch ahnen, dass Jaso nach 5 Jahren das erste mal freiwillig und auch noch bei 3 Grad kaltem Wasser und 6 Grad Lufttemperatur ins Wasser taucht.

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……….

Zwei Stunden später Heizung auf „200“ und nach 10 Minuten Fahrt, roch das ganze Auto nach nassem Hund. Wunderbar. Ich konnte meine Freude kaum zeigen. 😉

Jetzt ist mir endlich klar, warum Menschen 5 Jahre zur Psychotherapie gehen dürfen.

Und ich dachte immer, das läge an der Bequemlichkeit der Menschen, ihre Komfortzone mal wirklich zu verlassen und daran, das seelisch „kranke“ Menschen eine gute wirtschaftliche Einnahme sind. Aber nur so lange sie für „krank“ gehalten werden.

Jetzt ist alles klar. 🙂

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2 Kommentare

  1. Liebe Astrid,
    vielen Dank für die unterhaltsame Lektüre… Ich habe sooo gelacht 🙂
    Und was lernen wir daraus? Glaube nie, das die Dinge so sind, wie sie Dir erscheinen oder wie Du sie erwartest! Es geschehen immer noch Spontan-Heilungen und eigentlich ist es egal, ob man 5 Jahre zur Therapie geht oder es sich einfach 5 Jahre lang gut gehen lässt 🙂
    Danke für diese Lernerfahrungen 🙂
    Liebe Grüße
    Hans-Jürgen

    Antworten

    • Lieber Hans-Jürgen,
      Du hast recht. Unsere Erwartungen und Annahmen stehen und wahrscheinlich immer mal wieder im Weg. Außer bei uns beiden natürlich. 🙂
      Lass Dich drücken.
      Liebe Grüße
      Astrid

      Antworten

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