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Warum unser Wissen nicht zum Handeln führt …

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Aus welchem Grund bin ich oft nicht in der Lage aus meinem Wissen ein Handeln abzuleiten? Gibt es denn überhaupt einen Zusammenhang zwischen Wissen und Handeln?

Seit längerem schon beschäftigt mich diese Frage. Oder ist nicht die ewig gestellte Frage, wie wir vom Wissen ins Handeln kommen, die völlig falsche Frage? Weil es vielleicht diese Verbindung gar nicht gibt?

Und wie kommt man eigentlich vom Wissen zum Handeln?

Einstellungen und Handeln sind scheinbar zwei echt fundamental verschiedene Dinge.

Ich muss jetzt nicht über die katholische Kirche schreiben, um diesen Satz zu bestärken.

Wie oft pro Tag „verstosse“ ich heute noch und immer wieder mal gegen meine fundamentalen Überzeugungen? Ziemlich häufig. Ich wasche zu oft und habe gern am Abend etwas Licht brennen, in den Räumen, in denen ich mich nicht aufhalte. Weil es einfach schön ist. 😉

Wir alle wären Nichtraucher und schlank. Und würden, wenn überhaupt, Alkohol nur in geringsten Dosen „geniessen“. Wir würden kein Fast Food in uns hinein stopfen, wissentlich auf Industriefood verzichten und uns regelmäßig mit einer achtsamen Maßhaltigkeit (dazu gehört wohl kein Marathon …) bewegen.

Mein Wissensbestand, der mich in der einen Rolle (z. B. als heilkundlicher Psychotherapeut, als stetig Studierende der Psychiatrie und der Hirnforschung) beschäftigt, kann ich nicht in einem anderen Rollenzusammenhang anwenden. Das ist nicht ungewöhnlich.

ABER:

Die Verkoppelung zwischen Wissen und Handeln ist sehr sehr lose UND:

JETZT KOMMT ES!

… an einen Gebrauchszusammenhang des Wissens gebunden.

Warum sollen Menschen, die rauchen oder ziemlich übergewichtig sind, einen Zusammenhang zwischen ihrem jetzigen Sein und dem in 20 Jahren sehen?

Warum sollen Menschen (außer Klimaforscher – und noch nicht mal die) irgendeinen Gebrauchszusammenhang bzgl. des Kohlendioxidausstoßes für das Jahr 2100 haben?

Dieser Zusammenhang existiert einfach nicht in unseren Köpfen. Greenpeace kann vielleicht innerhalb dieses Gebrauchskontextes mit dem Wissen etwas anfangen.

Dann erst ist unser Wissen emotional und hat eine Bedeutung. Vorher und außerhalb dieses Gebrauchszusammenhanges eben nicht.

Wie viele „Minimalisten“ reisen um die Welt?? Und geben vor, bewusst und umweltgerecht zu leben. Schwierig, wie ich finde.

Aus unserem Wissen heraus ensteht noch lange kein Handeln.

Vom Vortragspodest Ratschläge zu werfen oder gar Menschen für teuer Geld in Seminaren und Büchern ein besseres Leben über scheinbar anwendbares Wissen zu versprechen, ist völliger Bullshit.

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Es gibt keinen Zusammenhang zwischen erworbenem Wissen und Handeln. Sondern nur einen vom Handeln zum Wissen. Das ist nicht das Gleiche.

Also anders herum. Ich lerne nur, WEIL ich etwas tue.

Bevor ich zur veganen Rohkost kam, hatte ich nicht wissentlich vorher das Motiv, dass dies eine Art Befreiung sein könnte. Ich fand DEN Mann, der mich inspiriert hat, den Schritt vom Veganer zum Rohen Veganer zu gehen, ganz nett.

„Ganz nett“ trifft es nicht annähernd. 😉

Bildschirmfoto 2016-03-01 um 09.37.04Ich liebe meine Tattoos. Alles was mich bewegt. Und da ist noch Platz. 🙂

Wenn ich heute gefragt werde, dann sage ich nicht, dass Johannes mich emotional auf allen Ebenen berührt, sondern das diese Art der Ernähung mein Schlüssel zum seelischen und körperlichen Heilungsweg war und ist.

Erst mein Tun etabliert einen Gebrauchszusammenhang für mein Wissen. Erst dann wird mein Wissen wirksam. Als abstraktes Ratschlagsgefasel ist mein ganzes Wissen überhaupt nicht umsetzbar.

Die ganze große Welt zu verändern, hat mir eh keiner auftragen. Aber vielleicht ist die Veränderung meiner eigenen lokalen Wirklichkeit meine Aufgabe. Und damit die Inspiration der Menschen um mich herum.

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  13. Hallo Astrid,
    also doch nicht vom Kopf in die Hand, sondern von der Hand in den Kopf? Eins weiß ich aus eigener Erfahrung: Wissen alleine führt nicht zum Handeln, aber ich glaube schon, dass es einen ersten Anstoß geben kann. Weniger Fleisch essen, weil ich weiß, wie es produziert wird, wie viel Energie es verbraucht etc. Aber dann, und das kann man gar nicht oft genug betonen, muss man handeln. Und mehr noch anscheinend: Üben. Einüben. Das ist der langwierige Part. Sehr interessante Ansätze. Danke dafür.

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    • … ich denke, dass bestimmte Veränderungen im Leben erst gelingen können, wenn diese zu einer Haltung geworden sind. Willenskraft reicht da schon mal gar nicht. Und ist sogar zum scheitern verurteilt.
      Und Du hast recht, durch andere Menschen inspiriert und ermutigt zu werden, dass Dinge anders gelingen können, ist die Voraussetzung. Das gelingt nur, wenn wir emotional berührt werden und nicht von der Kanzel der Votragsredner. Oder noch besser: 30. Auflage eines „Wie-werde-ich-zum-besseren-Menschen“-Buch.
      Liebe Grüße
      Astrid

      Antworten

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  15. Liebe Astrid,
    eine spannende Frage, die Du da mal wieder stellst. Sicherlich hast Du Recht mit der Hypothese, dass wir beim handeln lernen und nicht umgekehrt. Aber auch dafür bzw. dagegen lassen sich viele „Negativ-Beispiele“ anführen. Nämlich Menschen, die trotz der negativen Auswirkungen ihres Handelns, immer weiter machen – unbelehrbar… Der Raucher, der nach der Lungenkrebsdiagnose auf dem Krankenhausflur erstmal eine Zigarette ansteckt, ist nur ein krasses Beispiel dafür…
    Ich glaube, der Schlüssel zum Lernen oder Nicht-lernen sind unsere Bedürfnisse bzw. unsere Gefühle. Ich tue oder lasse Dinge, weil sie meinen MOMENTANEN Bedürfnissen oder Gefühlen entsprechen. Und die sind leider stärker als alles Wissen und aller Verstand. Genauso lernen und behalten wir Dinge, die mit großen Gefühlen gekoppelt sind.
    Wenn ich lerne und dann etwas anders mache, verändere ich etwas (vor allem mich) und wenn ich etwas verändere, werde ich einen Preis zahlen müssen. Und da kommt die spannende Frage, ob ich DAS wirklich will… Reich werden will (fast) jeder. Hart dafür arbeiten und sich immer wieder Veränderungen unterwerfen, die wenigsten. Glücklich sein will auch jeder. Die Verantwortung für das eigene Glück übernehmen wollen aber die wenigsten.
    Nein, Wissen alleine reicht nicht, um das Handeln zu verändern. da hast Du vollkommen Recht 🙂
    Danke 🙂

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    • Lieber Hans-Jürgen,
      die Frage nach dem „Preis“, der bei Veränderungen zu zahlen ist, fühlt sich möglicherweise nicht gut an. So verharren wir in alten Mustern nur all zu gern. Wir wollen das alle so bleibt, wie es ist. Aus Angst alles könnte einstürzen.
      Und was denkst Du? Kennen wir unsere Bedürfnisse wirklich? Können wir unsere wahren Bedürfnisse hinter den „Ketten“ der Ansprüche, die andere an uns stellen, wahrnehmen? Ich glaube, das haben wir schon in der frühesten Kindheit verlernt. Es noch nie erfahren. Aus Angst vor Zurückweisung und Liebesentzug der Allmacht „Eltern“, die unseren Willen gebrochen haben.
      Es ist schön, Deine Gedanken zu lesen.
      Danke dafür.
      🙂 <3

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      • Liebe Astrid,
        Du hast vollkommen Recht. Es fühlt sich nicht gut an, einen Preis zahlen zu müssen und so wählen viele lieber das vertraute Unglück als das unbekannte Glück.
        Mit den Bedürfnissen ist das so eine Sache. Sicher kennen wir sie nicht so ohne weiteres und das Hören auf unsere Bedürfnisse und unsere innere Stimme wurde uns abtrainiert. Da hast Du (auch) vollkommen Recht. Und genau deshalb hindern sie uns an der einfachen Gleichung Wissen = Handeln. Denn genau der verdeckte Zugang zu den unbewussten Bedürfnissen kommt uns dabei in die Quere. So folge ich lieber dem unerkannten, aber mächtigem Bedürfnis als dem Wissen.
        Ich lesen gerade das Buch (da haben wir es wieder :-)) „Sehnsucht und Hunger“, da wird das gut beschrieben. Essen stillt wesentlich mehr Bedürfnisse als Hunger, auch wenn ich WEISS, dass es nicht gut ist, etwas zu essen, ohne Hunger zu haben. Das seelische Bedürfnis ist stärker…
        Ich liebe den Austausch mit Dir 🙂
        Liebe Grüße
        Hans-Jürgen

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        • Bei meiner Vergangenheit, was das Essen und damit mein früheres Gewicht angeht, habe ich eine sehr große Ahnung davon bekommen können (teuer angefressen …) was Bedürfnisse und Essen so gemeinsam haben können. Und obwohl ich wusste, was ich MIR antat. Deswegen funktionieren auch keine Diäten und die „Pulverchenindustrie“ kommt vor lachen nicht in den Schlaf. Ich möchte nicht wissen, wie viel Geld ICH zum Wachstum dieser Industrie gespendet habe.
          Ich freue mich über jeden Kommentar von Dir. Du erweiterst meinen Blick.
          Danke dafür. 🙂

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