… und 250.000 in Berlin gegen TTIP Gesicht zeigten. Der erste Schritt auf dem Weg zur Rettung unserer Souveränität. UND der erste Schritt vor allem uns selbst zu retten. „Anders leben“ und neu denken wird zunehmend notwendig.
Mit einem folgenschweren Pakt wollen EU und USA eine transatlantische Freihandelszone erschaffen. Verkauft wird uns die geplante Handels- und Investitionspartnerschaft (TTIP) als gigantisches Wachstumsprogramm – bezahlen müssen und werden WIR in der EU und den USA mit einem beispiellosen Abbau von
- Produktionsstandards,
- Verbraucherschutz- und Arbeitnehmerechten,
- Lohnniveaus,
- Umwelt- und Sozialauflagen,
- ja sogar unserer demokratischen Rechtsstaatlichkeit ist in Gefahr.
Diese Auflagen gelten in der Freihandelslogik als „Handelshemmnisse“, denn sie belasten Konzerne mit „unnötigen“ Kosten. Daher sollen sie in TTIP massiv abgesenkt oder ganz beseitigt werden. Mit der Folge, dass “Gestaltungseliten“ nur noch auf der Basis von Effizienz- und Kostengesichtspunkten handeln. Also praktisch im Sinne eines gelungenen Miteinanders handlungsunfähig sind und bleiben.
So sollen Konzerne Staaten verklagen können, wenn neue Umwelt- oder Sozialgesetze ihre Gewinnerwartungen schmälern. In unseren Supermärkten sollen Hormonfleisch und genveränderte Lebensmittel angeboten werden – ohne Kennzeichnungspflicht. Energiekonzerne sollen sich die Erlaubnis zum Fracking erklagen können.
Deregulierter Handel macht unsere Gesellschaft weniger resilient, d. h. weniger widerstandsfähig in Krisenzeiten. Preissprünge beim Öl und politische Krisen können weltweite Wertschöpfungsketten innerhalb kürzester Zeit zerstören. Damit wachsen die Sollbruchstellen, die unser Kartenhaus namens Wohlstand durch Eruption zum Einsturz bringen können.
Es steigt unsere Instabilität und unsere Schicksalsabhängigkeit.
Wenn aber Regionalentwicklungen immer unwahrscheinlicher werden, weil öffentliche Ausschreibungen erzwungen werden, regionale Unternehmen nicht bevorzugt werden DÜRFEN und alle Menschen, ob nun arm oder reich, ob Arbeitnehmer oder Arbeitgeber, dazu „erzogen“ werden, nur noch auf Preissignale zu achten, um ihre Nutzen- und Konsumfunktion zu maximieren, dann erliegen wir den Modellwelten der Ökonomen und fahren den Planeten endgültig gegen die Wand.
Deregulierter Handel, gern verblümt als „Freihandel“ bezeichnet, ist ein Instrument, um ein Umsteuern – hin zu einer besseren und anderen Welt, einer Welt des Miteinanders und der Kooperation – zu verhindern.
TTIP zerstört die Gestaltungsräume für unsere enkeltaugliche Welt.
So lange internationale Beziehungen von Konkurrenzdenken durchzogen und nationale Regierungen auf Standortoptimierungen eingeschworen sind, fehlt der notwendige Gestaltungs- und Handlungsspielraum, um eine enkeltaugliche Welt zu schaffen. Das führt aus meiner Sicht zu folgenden Konsequenzen:
- Umweltverbrauch und -verschmutzung werden weiter steigen;
- regionale Wertschöpfungskreisläufe werden weiter marginalisiert;
- die Handlungsmöglichkeiten der Kommunen und Regionen werden verringert, weil Freihandel deren ökonomischen Verflechtungen erweitert und
- die Folgen und Kosten von enkeltauglichen Regulierungen werden unmöglich
- die Folgen der „virtueller Landnahme“, um unsere „Bedürfnisse“ zu befriedigen, sind fatal
Unseren Raubbau an natürlichen Ressourcen und der Glaube an ein grenzenloses wirtschaftliches Wachstum in unserer Wegwerfgesellschaft hat uns an die Grenzen der Überlebensfähigkeit als Menschen gebracht UND so TTIP überhaupt erst ermöglicht.
Wir haben TTIP erschaffen.
Wir haben das menschliche Maß verloren.
Wir leben über unsere Verhältnisse.
Die Angst den Arbeitsplatz zu verlieren, die Angst Einkommen zu verlieren, die Angst am gesellschaftlichen Leben nicht mehr teilnehmen zu können prägt uns. Und nimmt uns unsere Souveränität. Und unsere Selbstbestimmtheit.
Eine freie, selbstbewusste und zivilisierte Gesellschaft – also WIR alle – würde sich solch willkürliche Machenschaften der Regierung nicht bieten lassen. Wer sich ernsthaft mit politischen Hintergründen beschäftigt, wird schnell erkennen das Politik bereits mit organisierter Kriminalität gleichzusetzen ist.
Ich empfinde diese Entwicklungen fatal und nicht akzeptabel. Aus diesem Grund kann ich das geplante und auch jedes andere Freihandelsabkommen nicht gutheißen.
Meine eigene Alternative:
Nur wenn meine materiellen Ansprüche weitgehend an das gebunden sind, was ich lokal, selbst oder in Kooperation mit anderen im nicht entgrenzten Umfeld materiell gestalten kann, bin ich in der Lage meinen eigenen „plündernden Lebensstil“ weiter zu verlassen.
Nur wenn ich all die materiellen Dinge, die ich in meinem „früheren“ Leben angehäuft habe, nun auch so lange wie möglich nutze – und nicht aus einem „minimalistischen Wahn“ heraus entsorge, dann schieße ich nicht über ein für mich vertretbares Maß an Selbstverwirklichung hinaus.
Das ist im Übrigen mein Verständnis von dem schon fast inflationär verwendeten Begriff “Minimalismus“. Ich nenne es gern „reduzierter leben“.
Und vielleicht ist so eine Welt möglich, die nicht ständig wachsen muss und darf.
Mein eigenes menschliches Maß an Mitverantwortung verweist mich nun auf die Frage:
Was darf ich mir nehmen, ohne das Recht der anderen zu verletzen? Es gibt ein Band, dass uns alle verbindet. Mein Handeln und Tun bleibt nie ohne Folgen.
Unsere Welt basiert auf einem Nullsummenspiel. Alles, was ich mir nehme – mehr als ich brauche – was ich mir zu viel nehme, das fehlt irgendeinem anderen auf dieser Welt. Ich entscheide mit dem, was und wie ich konsumiere über das, was auf der anderen Seite unserer Welt passiert.
Ich möchte meinen beiden Enkeln keine Welt aus Angst, Krankheit, Krieg und Zerstörung hinterlassen. So muss ich mich immer mehr und ernsthaft damit beschäftigen, wie die sich täglich zuspitzende katastrophale Situation zu beheben ist. Welchen Anteil daran habe ich?! Oberflächliche Stammtischparolen und nett anzuhörende Sonntagsreden werden kaum zu einer konkreten Lösung beitragen.
Nur mein eigenes gelebtes, wirklich praktiziertes Beispiel ist für mich ein glaubwürdiges und funktionsfähiges Kommunikationsinstrument. Das reine Reden und das symbolische Darlegen von diesen Fakten ändert rein gar nichts. Welche Auswirkungen hat das auf mein eigenes Tun und Handeln?
Es ist egal, ob „rechts“ oder „links“. Es geht um mehr. Um viel mehr. Geld kann ich nicht essen und macht mich nicht glücklich.
Und ich frage mich:
Was erscheint weltfremder – die Idee von einer gerechteren Welt oder der Pakt mit dem Teufel?
Wir müssen mit den Schwimmbewegungen anfangen, bevor uns das Wasser bis zum Hals steht.
Wir sind alle verantwortlich.
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Diese Party ist zu Ende. Definitiv.
Lass uns das Leben dennoch feiern… so lokal, so regional, so kontinental… so politisch, so wach, so kritisch.
Global denken UND lokal handeln. Ich hoffe, dass die kritische Masse immer mehr irritiert wird. Unbegrenztes Wachstum in einem begrenzten Raum führt irgendwann immer zum Kollaps. Das ist angewandte Logik.